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„So ein inneres Strahlen“

Foto: Patrice Brylla

 

Jahrelang lief Top-Model Eva Padberg über die internationalen Laufstege. Heute macht sie mit ihrem Mann Musik, kocht vegane Steinpilz-Soße – und ist seit kurzem Mutter. Ein Interview aus dem VEGANMAGAZIN.

 

Du wohnst abwechselnd am Prenzlauer Berg in Berlin und in der Uckermark. Was bedeutet Dir das Landleben?

Ich bin auf dem Land aufgewachsen, in einem kleinen Dorf. Von daher bin ich es gewohnt, dass hinter dem Haus ein großer Garten ist, wo meine Eltern Gemüse anbauen. Als Kind habe ich das noch nicht so wertgeschätzt, aber seit ich so viel unterwegs bin, habe ich gemerkt, dass ich einen Rückzugsort brauche – und das ist die Uckermark geworden.

 

Du bist aufgewachsen in einer Kleinstadt in Thüringen, später als Model für Designer wie Ralph Lauren und Calvin Klein gelaufen. Wie hast Du Dich in der großen weiten Welt zurechtgefunden?

Mit 16 war ich das erste Mal allein von zu Hause weg, eine Woche in Paris. Später war ich zwei Monate in Tokio, dann in New York. Ich wollte das zwar, habe mich als Mädel vom Dorf, die Sprache nicht richtig sprechend, aber oft einsam gefühlt. Es hat eine Weile gedauert, bis ich selbstsicher genug war, um diese spannende Welt und das viele Reisen richtig genießen zu können.

 

Über Dein Model-Dasein hast Du ein Buch geschrieben: „Model – Ich“. Deine Abrechnung mit einer harten Branche?

Auf keinen Fall, es ist mehr so eine kleine Sammlung von Anekdoten über die unbekanntere Seite meines Berufs. Zum Beispiel, wie unglamourös teilweise die Apartments sind, in denen man untergebracht wird. Die meisten Leute denken ja, man fliegt die ganze Zeit nur Business Class und wohnt in Fünf-Sterne-Luxushotels.

 

Du gehörst zu den wenigen Supermodels, die über viele Jahre erfolgreich waren. Wie hast Du das geschafft?

Bei mir hat es ja eine ganze Weile gedauert, bis ich in der Model-Branche wirklich Fuß gefasst habe. Die ersten Jahre habe ich ziemlich rumgekrebst und nicht wirklich Geld verdient. Aber ich hatte immer Agenten, die an mich geglaubt und mich überzeugt haben, dass es irgendwann klappen wird. Die haben nie versucht, mich zu irgendwas zu drängen oder, wie andere Mädels, zum Abnehmen ins Fitness-Studio geschickt. Als dann die großen Werbekampagnen kamen, hatte ich schon eine gewisse Professionalität. Und die braucht man in diesem Job: Man muss vor der Kamera abliefern, sich kreativ beteiligen und den Leuten in guter Erinnerung bleiben – als jemand, der super sympathisch ist, lustig oder mit dem man einfach eine superschöne Zeit hat.

 

Gut aussehen allein reicht also nicht?

Ich glaube, die Leute sind dann schnell gelangweilt. Viele Kunden wollen ja auch interessante Gespräche führen in der Mittagspause, und die Fotografen und Stylisten wünschen sich eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Als Model ist man auch dafür zuständig, dass ein guter Vibe herrscht am Set.

 

Du bist mit Deinem Mann, dem Musikproduzenten und DJ Niklas Worgt, seit Schulzeiten zusammen, seit 2006 verheiratet. In Promi-Kreisen ist diese Treue sehr ungewöhnlich. Wie schafft Ihr das?

Die ersten zwei Jahre hatten wir nur aufeinander gehockt, dann lange eine Fernbeziehung geführt. Da habe ich versucht, nie länger als zwei Monate am Stück weg zu sein. Das war natürlich nicht so einfach: Anfangs hatte ich noch kein Handy, da haben wir auch mal ein paar Tage gar nicht telefoniert und uns Faxe geschrieben. Später mit Handy und Bild war es natürlich viel leichter. Es ist wichtig, dass man miteinander redet und nichts unterdrückt. Am Telefon Sachen auszudiskutieren, ist allerdings nicht so einfach. Das haben wir dann lieber auf Zeiträume gelegt, wo wir uns sehen.

 

Als Duo „Dapayk & Padberg“ macht Ihr zusammen elektronische Musik. Ihr habt schon mehrere Alben produziert, legt bei großen Partys auf. Mehr als nur ein Hobby?

Seit der Geburt unserer kleinen Tochter kommt das leider viel zu kurz – es ist eben einfach sehr anstrengend, weil man wenig schläft. Mein Mann macht mir da zum Glück aber keinen Druck. Ich höre immer wieder Leute sagen, sie könnten nicht mit ihrem Partner zusammenarbeiten. Aber mit wem dann, wenn nicht mit dem Menschen, mit dem ich mich entschieden habe, mein Leben zu verbringen, und den ich am allermeisten liebe?

 

Was ist denn Dein Part?

Ich schreibe die Texte und mache die Vocals, entscheide aber auch mit, wie was arrangiert wird – bis hin zur Frage, ob hier oder da vielleicht noch ein Sound hin soll. Unsere Musik ist heute weniger nischig als früher, wir machen viel hörbarere Sachen, die man auch als Erwachsener einfach mal im Hintergrund laufen lassen kann. Aber unseren künstlerischen Anspruch haben wir behalten, einfach aufspringen auf das, was gerade gut geht auf dem Dancefloor, wäre uns zu einfach. Wir sind mehr die Jazzer der elektronischen Musik.

 

Zur Geburt Deines Kindes hast du Dir Spenden für das Kinderhilfswerk Unicef gewünscht. Wieso keine Geschenke?

Ich unterstützte Unicef schon seit über zehn Jahren bei verschiedenen Projekten. In der Schwangerschaft habe ich gemeinsam mit Unicef  dann eine deutschlandweite „Babyshower“ ins Leben gerufen: statt Geschenken für uns, konnte man spenden. Es gab zum Beispiel Hebammen-Sets oder Erdnusspaste, damit füttern Mütter in Hungerregionen ihre Kinder. Das fand ich viel sinnvoller, als mir hunderttausend Sachen schenken zu lassen, die man gar nicht braucht.

 

Wie hast Du Dich eigentlich in der Schwangerschaft gefühlt – ein Model mit dickem Bauch?

Die letzten Wochen waren wirklich sehr unbequem: Der Rücken, die Knie, die Hüfte taten weh. Und meine Finger waren so dick, dass ich meinen Ehering nicht mehr tragen konnte! Eigentlich hatte ich so eine Fitness-Schwangere sein wollen. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass wir ja schon so lange einen Kinderwunsch gehabt hatten und es dann endlich geklappt hat, ist man vielleicht noch ängstlicher, dass man ja nichts falsch macht. Darum habe ich mich relativ früh aus dem ganzen Fitness-Kram abgemeldet. Aber wenn ich mehr gemacht hätte, wäre es mir wahrscheinlich besser gegangen.

 

Mal abgesehen von Deinen Schwangerschafts-Blackouts: Wie vegan ernährst Du Dich denn normalerweise? Auf Instagram postest Du Fotos mit veganem Tzatziki, aber auch einen Käseteller…

Wenn ich selber koche – was leider im Moment auch zu kurz kommt –, koche ich fast nur vegan. Ich finde die vegane Küche viel spannender als alles andere: Man kann mit Gemüse einfach viel mehr machen als mit Fleisch. Das vegane Tzatziki zum Beispiel war für mich so eine Offenbarung: ein Tzatziki, das wie ein Tzatziki schmeckt, aber vegan ist. Ich finde es einfach toll, wenn ich ein veganes Gericht entdecke, das alle Gelüste befriedigt – und die Erwartungen dann sogar noch übertrifft.

 

Du kommst aus Thüringen, dem Land der Bratwurst. Wie reagieren die Leute da auf Deine Ernährung?

Wenn man da das Wort vegan erwähnt, fühlen sich die Leute schnell angegriffen und gehen in eine Abwehrhaltung. Das finde ich sehr anstrengend – ich ziehe den Hut vor jedem Veganer, der das einfach so tolerieren kann. Lustig ist es, die Leute zu verarschen: Silvester haben wir mal einen veganen Mett-Igel aus Reiswaffeln mit Tomaten, Salz und Zwiebeln gemacht. Ein Freund hat sich ein Brötchen nach dem anderen damit geschmiert – und war schockiert, als er erfuhr, dass er den Unterschied nicht bemerkt hat.

 

Und womit kannst du kritische Esser sonst noch überzeugen?

Eine vegane Bolo geht immer – mit Blumenkohl, Linsen und Walnüssen. Oder eben meine vegane Steinpilz-Soße, dazu gibt’s Kartoffelpüree mit Hafermilch und grüne Bohnen – das ist voll geil, so ein richtiges Wohlfühl-Essen. Das einzige, wo ich noch keine Alternative zu Milchprodukten gefunden habe, ist das Risotto – da kriege ich die richtige Schlonzigkeit nur mit Parmesan hin. Aber ich habe den Anfang gemacht und baue das weiter aus – es ist eben ein Prozess. Ich weiß nicht, ob ich am Ziel je ankomme, aber auf dem Weg lerne ich ganz viel.

 

Hat sich Deine Einstellung zum Essen verändert, seit Du selber Mutter bist und ein Kind stillst?

Mein schlechtes Gewissen wegen dem Käse ist nicht gerade kleiner geworden. Dass wir als erwachsene Menschen die Muttermilch von anderen Lebewesen trinken, ist einfach ein sehr kranker Gedanke. Es ist menschheitsgeschichtlich nachvollziehbar, genauso wie dass der Mensch irgendwann angefangen hat, Fleisch zu essen. Aber wir sind einfach an einem Punkt angelangt, wo wir gute Alternativen haben. Und da gilt es jetzt, das eigene Bedürfnis hintenan zu stellen und auf eine nettere Art zu essen, the kind way, sozusagen.

 

Als Model ist Dein Körper Dein Kapital. Wie wichtig ist Dir Dein Äußeres?

Gutes Aussehen ist vor allem eine gefühlte Wahrheit. Es hat mehr damit zu tun, wie gut ich gerade drauf bin – keiner fühlt sich jeden Tag schön. Neulich musste ich zum Beispiel zu einem Event und fühlte mich wie ausgekotzt, da hat auch das schicke Outfit nichts genützt. Es geht also darum, sich schön zu fühlen – weil man gesund ist und Energie hat. Und wir müssen aufhören, uns mit anderen zu vergleichen. Das macht keinen glücklich.

 

Welche Rolle spielt dabei die Ernährung?

Eine sehr wichtige. Wenn ich ständig Sachen esse, von denen ich mich aufgebläht und fett fühle, kann ich mich nicht wohlfühlen. Wenn ich zum Beispiel Fleisch esse, fühle ich mich träge und müde, mein Bauch erscheint mir riesengroß. Veganer, die sich richtig gut ernähren, haben so ein inneres Strahlen. Die haben eine tolle Haut, werden nicht älter und sehen so vital und frisch aus. Und das ist etwas, wo man selber auch hinwill, und eine Motivation zu sagen: „Okay, ich probier’s mal wieder.“

 

Du bist sehr bekannt, warst Werbegesicht für Marken wie Astor und Mercedes und auch schon als Schauspielerin und Moderatorin unterwegs. Inwieweit kannst Du für einen nachhaltigen Lebensstil eintreten?

In Maßen geht das schon. Zum Beispiel, wenn ich auf Flugreisen verzichte und lieber mit der Bahn fahre. Oder bei Jobs nach veganem Catering frage. Oder wenn ich bei einer Modekollektion frage, wie fair die Baumwolle ist. Viele Firmen haben solche Themen auch schon verinnerlicht.

 

Der Beitrag erschien zunächst im Veganmagazin.

katrin