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Eigenmarke statt Lohnfertigung

Rund sechs Millionen Deutsche ernähren sich schon vegetarisch. Laut einer aktuellen forsa-Umfrage halten es drei von vier Verbrauchern für sinnvoll, weniger Fleisch zu essen. Doch auf den Geschmack von Fleisch, Wurst und Fisch wollen auch viele Vegetarier nicht verzichten. Deshalb gibt es Schnitzel, Würstchen & Co. jetzt auch aus pflanzlichen Proteinen in fast jedem Supermarkt.

 

Viele dieser Produkte hat das Hamburger Unternehmen Vegafit entwickelt – auch im Auftrag großer Fleischkonzerne, die auf der Veggie-Welle mit schwimmen. „Aber solche Kunden haben von Haus aus kein Interesse daran, dass das Segment der Fleischalternativen wirklich wächst“, sagt Vegafit-Gründer Peter Mischer. „Einen Verdrängungswettbewerb müssen die Fleischkonzerne zwar kaum fürchten. Doch jedes Sojaschnitzel bedeutet, dass ein Schweineschnitzel weniger verkauft wird.“

 

Mit Fleisch-Kopien möchte Vegafit dazu beitragen, den Bedarf an tierischen Produkten zu senken. Geschäftsführer Mischer ist ein Überzeugungstäter: „Ich wünsche mir einen bewussteren Umgang mit den Ressourcen“, sagt er. „Einem Großteil unserer Gesellschaft ist der Respekt vor der Natur und vor anderen Lebewesen abhanden gekommen.“

 

Für den ehemaligen Gastronomie-Manager war es nicht ausreichend, nur sein eigenes Essverhalten umzustellen. Mit seiner Frau, einer Ärztin, gründete er 1998 eine Firma für nachhaltigen Genuss. „Wir möchten allen, die den vegetarischen Weg für sinnvoll erachten – und das sind mittlerweile unglaublich viele – zeigen, dass sie auf nichts verzichten müssen. Das Fleisch des Feldes ist ein Zugewinn!“

 

Damit das Angebot an Fleisch- und Fischalternativen für immer mehr Verbraucher zugänglich wird, drängt Vegafit jetzt auch unter eigener Marke in die Supermärkte. Bei Lidl in der Schweiz, Galeria Kaufhof, Globus und anderen Ketten sind die vergleichsweise günstigen Vegafit Produkte bereits gelistet. Derzeit laufen Gespräche mit Coop und weiteren Händlern. Peter Mischer: „Ich freue mich, dass manche Ketten mittlerweile Einkäufer eigens für vegetarische Produkte beschäftigen. Das zeigt eine neue Art des Denkens.“ Und Vegafit wächst rasant: Für 2014 peilt der bodenständige Betrieb einen Umsatz von fünf Millionen Euro an.

 

Fernsehshow für mehr Masse

 

Einen kräftigen Schub für die Bekanntheit der Vegafit Produkte dürfte die Kooperation mit dem Shopping-Sender QVC bringen. Am 18. Februar geht dort die Vegafit Kochshow zum ersten Mal auf Sendung. Der prominente Fernsehkoch Jerry Knoll wird den Zuschauern Tipps zum perfekten Zubereiten der vielfältigen Fleisch- und Fischalternativen geben. Exklusiv für das QVC-Publikum hat Vegafit diverse Produktsets geschnürt.

 

Insgesamt 50 Produkte für eine nachhaltige, fleischfreie wie leckere Ernährung hat Vegafit derzeit im Sortiment. Viele davon sind bio. Und immer mehr auch vegan. „Wir arbeiten daran, sämtliche Produkte rein pflanzlich herzustellen“, so Geschäftsführer Mischer. „Aber bei manchen sind wir noch auf Hühnereiweiß angewiesen, denn es bringt eine Textur, die dem Fleisch sehr ähnlich ist. Damit bauen wir den Fleischessern eine Brücke ins Neuland der vegetarischen Speisen.“

 

Wenn es nach dem Veggie-Pionier geht, sollen noch viel mehr Produzenten mit Fleisch- und Fischalternativen den Markt aufrollen: „Nur Masse bringt breite Wahrnehmung und Akzeptanz.“ Dass Vegafit mit der Eigenmarke bisherige Auftraggeber verprellt, nimmt Peter Mischer hin: „Klar, wir entwickeln uns vom Lohnfertiger zum Mitbewerber. Aber der Markt ist reif für mehr.“

katrin