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Designer-Müll in Serie

Regale aus Ketchup-Tuben und Shampoo-Flaschen, hergestellt vom renommierten Möbelhersteller Montana aus Dänemark: Im Untergrund, mitten in Berlin unter dem Potsdamer Platz, zeigen die Recycling-Künstler Bär + Knell bis Ende des Jahres, was man aus altem Kunststoff machen kann.

 

Auf der EXPO 2000 in Hannover machten ihre Sitzmöbel Furore: Die Stühle und Hocker, hergestellt aus recycelten Plastiktüten aus Afrika, gingen weltweit auf Tournee. Der legendäre „Maggi“-Stuhl mit seinen leuchtenden Farben – fast schon ein Klassiker. Ihre Sofas, Stühle, Tische und Leuchten sind ausgestellt in London, Amsterdam, Philadelphia, München und Berlin. Objekte aus dem vermeintlich Überflüssigen machen Bär + Knell aber nicht nur für Museen: Die drei Designer entwerfen Möbel mit Gebrauchswert – nach dem Motto: „Kauft euren Müll zurück!“

 

„Mit unseren Arbeiten kann sich jeder identifizieren“, sagt Gerhard Bär im Interview. „Vielleicht steckt genau die Ketchup-Flasche, die vor drei Wochen bei mir in den Gelben Sack gewandert ist, nun in diesem Montana-Regal.“ Er, seine Frau Beata und Hartmut Knell sind damit klar im Vorteil gegenüber Künstler-Kollegen wie Anna Castelli Ferrieri, Jane Atfield oder Arman: Das Trio aus Bad Wimpfen kann auf Materialien zurückgreifen, die hierzulande im Gelben Sack landen – über das Duale System mit dem Grünen Punkt als Markenzeichen.

 

Wenn Gerhard Bär irgendwann selbst wieder in den ewigen Kreislauf der Natur tritt, soll’s ein Grabstein aus recyceltem Kunststoff sein – „gern in rot, mit den Logos der alten Verpackungen drauf“. Schon früher – voraussichtlich ab Ende des Jahres – sollen die farbenfrohen Montana-Regalsysteme auf den Markt kommen, die für die Berliner Ausstellung „Kunst, Kunststoff, Kunststoffrecycling“ (Start 5. Juli 2002) erstmals aus Konsumabfällen hergestellt wurden: Bücherboards mit Ketchup-Aroma.

katrin