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New Food: die heißen Trends auf dem Teller

Speck aus Pilzen, Garnelen aus Algen, Rindfleisch aus dem 3D-Drucker: Auf der New Food Conference von ProVeg International in Berlin konnte man die Zukunft schmecken. Doch welche Produkte werden sich durchsetzen? Was sind die größten Hürden? Und wie können pflanzliche Lebensmittel dazu beitragen, globale Probleme wie Klimakrise, Umweltzerstörung und Artensterben zu lösen? Hier die spannendsten Trends.

 

1. Am Anfang war das Ei

Wer war zuerst da, die Henne oder das Ei? Eines ist jedenfalls klar: Das neue Ei schlüpft ohne Henne aus dem Tetrapak. Zum Beispiel das Plant B Egg aus proteinreichen Süßlupinen, mit dem man backen und kochen kann wie mit Hühnerei, vom Kuchen bis zum Omelett. Das pflanzliche Ei enthält zudem weniger Fett, Kohlenhydrate und Kalorien als ein Hühnerei – und seine Herstellung verbraucht, so das Unternehmen, rund 90 Prozent weniger CO2, fast 99 Prozent weniger Wasser und 40 Prozent weniger Land.

 

Noch einen Schritt weiter geht das Berliner Start-up Neggst: Sein Mix aus Ackerbohnen, Süßkartoffeln und pflanzlichem Öl kommt in zwei Komponenten daher, einer fürs Eiweiß und einer fürs Eigelb. Der Clou ist eine – ebenfalls rein pflanzliche – Schale. So lassen sich sogar Spiegeleier in die Pfanne hauen. Kosten soll das pflanzliche Ei so viel wie ein Bio-Ei, wenn es im nächsten Jahr auf den Markt kommt.

 

2. Frische Fische ohne Netze

Unser Fischkonsum steigt – bis 2050 um rund 80 Prozent, prognostizieren Wissenschaftler der Stanford University. Schon heute ist ein Drittel aller Fischgründe überfischt, viele Arten sind vom Aussterben bedroht. Mikroplastik, Dünger, Pestizide und Chemikalien belasten das Meer nebst Meerestieren – und auch die Menschen, die sie konsumieren. Abhilfe schaffen Fische und andere Meereslebewesen aus Pflanzen.

 

Zum Beispiel die „Shrymps“ des Münchner Start-ups Happy Ocean: Sie sehen aus wie Garnelen, riechen und schmecken auch so, bestehen aber aus Algen und Soja. Oder der vegane Thunfisch aus fermentierten Mikroalgen, den EatMyPlants aus Berlin demnächst auf den Markt bringen will.

 

3. Fleisch aus Pflanzen, aus Zellkulturen – oder aus beidem 

Sojawurst, Seitanschnitzel, Veggie-Burger – vegetarische und vegane Fleisch- und Wurstalternativen sind das neue Normal und werden immer beliebter. In Deutschland stieg der Konsum 2021 laut Statistischem Bundesamt um 17 Prozent auf etwa 98.000 Tonnen. Mit der Nachfrage wächst auch das Angebot, die Produkte werden immer besser und vielfältiger. Deutschlands Marktführer, die Rügenwalder Mühle, hat bereits über zwei Dutzend vegane Spezialitäten im Sortiment. Daneben drängen Veggie-Marken großer Konzerne in die Supermärkte, aber auch kleine Start-ups wie Planted aus der Schweiz: Deren Chicken auf Erbsenbasis gibt es sogar in den Speisewagen der Deutschen Bahn. Während Heura aus Spanien mit Chorizo, Nuggets und Bratwurst aus Soja- und Erbsenprotein überzeugt.

 

Das israelische Start-up Redefine bringt jetzt sogar erstmals ganze Fleischstücke aus Pflanzen in deutsche Restaurants, hergestellt mit dem 3D-Drucker. Und das spanische Start-up Libre Foods präsentierte exklusiv auf der New Food Conference Europas ersten Schinkenspeck aus fermentierten Champignons. Die Übereinstimmung mit dem tierischen Pendant ist verblüffend.

 

Noch mehr Ähnlichkeit mit Fleisch hat nur Fleisch selbst. Cultimate Foods aus Berlin züchtet Fettgewebe aus Tierzellen, das pflanzlichen Alternativen den ultimativen Fleisch-Kick verleihen soll. Das niederländische Start-up Meatable entwickelt bereits komplettes Rind- und Schweinefleisch aus dem Labor. Noch sind die innovativen Lebensmittel in Europa nicht zugelassen. Doch die Technik entwickelt sich rasant – und das lässt auch die Herstellungskosten sinken.

 

4. Milch, Käse & Co. neu gemacht

Milchalternativen aus Hafer, Soja oder Reis füllen mittlerweile ganze Supermarktregale. Neun von zehn Deutschen haben Pflanzenmilch schon einmal probiert, bei vielen gehört sie zum Alltag. Auch der Umsatz mit veganem Joghurt steigt seit Jahren, ständig kommen neue Sorten auf den Markt. Die Proteine stammen auch aus Lupinen, Cashews oder Erbsen und Ackerbohnen, wie beim Berliner Start-up Vly.

 

Ein wichtiger Grund für Konsumenten, auf alternative Produkte umzusteigen, ist der Umweltschutz. Naturli‘ Foods aus Dänemark hat den globalen CO2-Ausstoß bei der Herstellung herkömmlicher Butter berechnet: Über 100 Millionen Tonnen pro Jahr. Mit dem „Vegan Block“ aus Raps, Shea, Kokos und Mandel wären es nur rund ein Siebtel. Bei veganem Käse ist der Umweltbonus sogar noch größer. Der deutsche Marktführer Simply V setzt Jahr für Jahr mehr von seinem Frisch- und Schnittkäse auf Mandelbasis um. Traditionell gereifter Camembert, Ziegenrolle und Roquefort auf Pflanzenbasis von Jay & Joy aus Frankreich finden sich mittlerweile in vielen europäischen Bioläden.

 

Wie bei Fleisch und Fisch tüfteln innovative Biotech-Firmen auch an Kuhkäse ohne Tier. Das Berliner Start-up Formo beispielsweise züchtet naturidentische Milchproteine aus Mikroorganismen wie Hefen und stellt daraus Mozzarella her. Und Bon Vivant aus Frankreich züchtet mit Hilfe der Präzisionsfermentation sogar Milch aus echter Milchprotein-DNA.

 

5. Katzen und Hunde steigen um

Geht es um den Wandel unseres Ernährungssystems, wird das Tierfutter oft übersehen. Denn viele glauben, in den Näpfen lande ohnehin nur der unverkäufliche „Abfall“ aus der Fleischindustrie. Doch Tierfutter hält das System am Laufen, weil sich die Fleischproduktion erst damit rechnet: 1,8 Milliarden Euro wurden allein in Deutschland 2021 mit Katzenfutter umgesetzt, 1,7 Milliarden Euro mit Hundefutter.

 

Dabei könnten zumindest Hunde ohne Probleme pflanzlich ernährt werden. Aber ihre Besitzer sind oft nicht von der Idee abzubringen, dass ihre Lieblinge Fleisch bräuchten. Für sie stellt das junge Unternehmen Because Animals Tierfutter aus zellkultiviertem Fleisch her: Kaninchenfleisch für Hunde und Mäusecookies für Katzen – schon bald frisch aus dem Labor.

 

 

(Pressemitteilung für ProVeg)

katrin